Siegfried Wagners musikdramatisches Schaffen beinhaltet 18 umfangreiche Opern, verschiedene Orchesterwerke und Liedvertonungen, die des Tondichters große musikalische Kraft offenbaren. Das hier vorliegende Werk befaßt sich neben dem Opernführer und den malerischen Interpretationen von Bühne und Kostüm mit dem Weltbild des Dichters, Bühnenbildners und Regisseurs Siegfried Wagner. Dieses hat sein Opernschaffen in hohem Maße geprägt, ließ ihn Zeitläufte und Menschen beleuchten, Verbindungen zu Historie, Geograhpie und den großen Religionen aufzeigen. Die Thematik pendelt zwischen Mythos, Mystik und Realität. Dabei wird das Einbinden von Traditionen und Brauchtum zum Gegenstand fruchtbarer Auseinandersetzung. Die Vorliebe des Dichterkomponisten gilt in besonderem Maße der Darstellung mannigfacher Menschenbilder. Die Persönlichkeitsanalyse der Liebhaber, Helden, Antihelden, jugendlich Naiven und Dramatischen sind ebenso aufschlußreich wie die unterschiedlichen Verhältnisse der diversen Mütter oder Väter zu Ihrer Nachkommenschaft. Er beleuchtet Ehe- und Elternpaare, geschwisterliche Beziehungen und setzt sich kritisch mit Vertretern von Obrigkeit, Klerus und Gerichtsbarkeit auseinander. Dann wiederum "schaut er dem Volk aufs Maul", setzt sich mit Kinderschicksalen auseinander und führt jugendliche Ausgelassenheit vor Augen. Er beschäftigt sich mit Tod und Teufel und zeichnet schließlich in seinen Opern Lebens- und Seinsräume, die den naturverbundenen Künstler, Musiker und Architekten nicht verleugnen können. Siegfried Wagner siedelt sein Werk bewusst im Rückgriff auf Vergangenes an. Um so klarer gelingt ihm der Bezug zur Gegenwart und ihrer Problematik, deren harte Konfrontation er vermeidet. Die schalkhafte Narrenkappe verbirgt oftmals den tiefen Ernst und kehrt immer wieder das Bild des menschlich Allzumenschlichen hervor. Unter diesem Aspekt muß Siegfried Wagners Zeitspiegel verstanden werden; denn wenn er ihn vorhält, tut er dies manchmal allzu verschlüsselt.

"Ein Sohn ist da!" Es war der 6. Juni des Jahres 1869, als Richard Wagners Lebenstraum und Herzenswunsch in Erfüllung ging. Nicht selten jedoch sehen sich Nachfahren genialer Väter dem Druck einer vorurteilsbehafteten Gesellschaft ausgesetzt. Siegfried Wagner aber trug die Bürde mit Würde und verhalf dank seines unermüdlichen Einsatzes dem väterlichen Lebenswerk zu weltweiter Popularität. Darüber hinaus entwickelte er seine eigenschöpferische Persönlichkeit, die in der Niederschrift von 18 Opern ein hochinteressantes Pendant zum Oeuvre Richard Wagners schuf. "Weltbild in Siegfried Wagners Opern" ist das Ergebnis meiner jahrelangen intensiven Auseinandersetzung mit dem musikdramatischen Schaffen des Dichterkomponisten. Bei dem 640 Seiten umfassenden Band handelt es sich um die bisher einzige Werkbearbeitung dieser Art. Der 1. Teil beinhaltet detailliert den Opernführer. Teil 2 befasst sich in 16 Kapiteln mit Gegenüberstellungen und Charakterstudien. 204 farbige Abbildungen der von mir zu allen Opern gestalteten Bühnenbild- und Kostümentwürfe runden im 3. Teil die Dokumentation ab. Das vorliegende Werk ist nicht allein im Sinne einer umfassenden Wissensvermittlung in Wort und Bild eine Besonderheit. In gestalterischer Hinsicht wurde eine Form gewählt, die Opernfreunde und Liebhaber bibliophilen Schrifttums gleichermaßen in ihren Bann zieht. Der Leser, dem Siegfried Wagners Opern noch weitestgehend unbekannt sind, wird rasch erkennen, welch kosmopolitischer Geist die Bühnenwerke durchdringt, und wie mannigfaltige Persönlichkeitsstrukturen im sensibel gestalteten Menschenbild zum Ausdruck kommen. Siegfried Wagners künstlerische Realität ist nicht gleichzusetzen mit Realismus. Vielmehr schlägt sie eine Brücke zum Geheimen - zur Transzendenz. Der hier innewohnende Reichtum an Metaphern fordert Bühnenbild- und Kostümgestaltung zu unerschöpflichen Deutungsmöglichkeiten heraus. "Weltbild in Siegfried Wagners Opern" ist aufgenommen in "Rilm Abstracts", der Internationalen Bibliographie "Répertoire International de Littérature Musicale" (RILM) in New York. Neben der gedruckten Form gibt es von "Rilm Abstracts" eine Online-Version und eine CD-Rom. "Weltbild in Siegfried Wagners Opern" wurde gelistet in der "Brockhaus Enzyklopädie" Band 23, 1999 und Band 29, 2006 als Standardliteratur bei Siegfried Wagner - darüber hinaus in Meyers Lexikon und im Deutschen Schriftsteller-Lexikon.

"Ein bemerkenswertes Buch ... gelungen, lesenswert, fundiert ... Selbst die wenigen Kenner der Werke Siegfried Wagners werden daraus viele Anregungen und interessante neue Erkenntnisse gewinnen. Durch die übersichtliche, klar gegliederte Form wird dieses Buch sicherlich bald zum Standard-Nachschlagewerk werden.
Der dritte und letzte Teil hat die Überschrift 'Die Opern in Bildern'. Hier hat Frau Gunter-Kornagel ihr Können als Bühnenbildnerin bewiesen, in dem sie zu allen 18 Opern zeitgemäße und doch werkgetreue Bühnenbilder malte."

KULIMU, Zeitschrift für Kunst & Literatur & Musik

Die Autorin beschränkt sich dabei nicht auf die bloße Wiedergabe des Handlungsverlaufs. Sorgsam und liebevoll wird jeder einzelne Charakter und jede Wendung im Schicksal der Protagonisten beschrieben; jede Gemütsregung und jede Handlung werden nach ihren Gründen und Motiven intensiv hinterfragt. ... Neben der psychologischen Tiefe, mit der hier die innere Welt der Personen und ihre oft nicht einfachen Verhältnisse zueinander geschildert werden, ist es vor allem die Vielfalt der zur Untersuchung herangezogenen historischen, literarischen und mythologischen Quellen, die eine faszinierende Wirkung auf den Leser ausübt.
... Luise Gunter-Kornagel stellt in den Opernstoffen Siegfried Wagners eine Fülle von Querbezügen zu den wichtigsten Aspekten des abendländischen kulturgeschichtlichen Guts her. Die einfühlsame, facettenreiche und gründlich recherchierte Studie findet im dritten Teil mit den in ihrer Formensprache und Farbigkeit beeindruckenden, von Luise Gunter-Kornagel bearbeiteten Bühnen- und Kostümbildern einen harmonischen Abschluss und einen wahren Höhepunkt in der Darstellung von Siegfried Wagners musikdramatischem Werk.

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